Es ist ein wunderbarer Donnerstag im September, und der Sommer schenkt uns zum Abschied noch einen richtig warmen Spätsommertag. Wir beschließen, noch einmal über das Maifeld an die Mosel zu fahren, in leicht abgewandelter Form die Tour, die wir bereits am 1. Mai gemacht hatten.
Ingrid erschrickt jedes Mal ein bisschen, wenn sie in der Planung das Höhenprofil sieht, denn ab Mülheim-Kärlich geht es ziemlich bergauf und vom Maifeld zur Mosel ganz schön steil hinunter. Aber das stark geraffte Profil trügt natürlich. Beide Strecken sind gut zu bewältigen.
Wir fahren zunächst unsere gewohnte Strecke über Mülhofen an den Rhein, am Engerser Ufer vorbei am Urmitzer Werth und den Heckrindern. Hinter der Feuerwehr biegen wir nicht wie üblich in die Rheinstraße ab, sondern folgen dem Sandkauler Weg weiter bis wir links abbiegen zur Raiffeisenbrücke. Sie überqueren wir und gelangen in Weißenthurm wieder ans Rheinufer.
Dem Uferweg folgen wir nur ein kleines Stück, bis es kurz vorm Kernkraftwerk durch eine kleine Unterführung zur Kapelle „Am guten Mann“ geht. Auf dem Weg zu seinem letzten Fahrsicherheitstraining in Mülheim-Kärlich hatte Robert diese Strecke ausgetüftelt.
Die Kapelle „Am guten Mann“ wurde in ihrer jetzigen Form 1838 erbaut und gehört zur Kirchengemeinde Kärlich. Ihr Ursprung geht aber bereits auf das Jahr 1162 zurück. Wer mehr darüber wissen will, kann hier nachlesen.
„Am guten Mann“ biegen wir rechts ab, lassen die Kapelle aber links liegen und folgen der Straße bis zur L121. Nun wieder links, vorbei am Kraftwerksgelände und ein paar Kiesgruben. Vor Urmitz müssen wir die B9 unterqueren und weiter nach Mülheim-Kärlich.

Von nun an geht’s mehr oder weniger bergauf bis wir in Bassenheim auf den Maifeld-Radweg stoßen. Ihn verlassen wir aber bereits wieder am Karmelenbergweg Richtung Wolken. Auch hier geht’s ein Stück bergauf, aber in Wolken haben wir es dann geschafft. Das Maifeld eröffnet uns fantastische Weitblicke, die uns immer wieder verzaubern.

Von nun an geht’s bergab, relativ steil, vorbei an interessanten Felsformationen und steilen zum Teil noch bewirtschafteten Weinhängen, bis Kobern-Gondorf an die Mosel. Den Ort selbst lassen wir rechts liegen, obwohl es hier in der Altstadt eine schöne Eisdiele gibt.
Wir folgen nun dem Mosel-Radweg, links steile Weinberge, rechts die Mosel (und die Bahn). Überall ist schon die Weinlese im Gange, aber das hindert weder uns noch die fleißigen Menschen in den Weinbergen. Einige interessante Skulpturen säumen unseren Weg.

Hier ist auch die Heimat des vom Aussterben bedrohte Mosel-Apollofalters. Ihn gibt es nur an der Mosel, aber seine Chancen stehen durch den stetigen Rückgang des Weinbaues und die dadurch veränderte Vegetation schlecht. Seit Jahren versuchen Umweltschützer und der Kreis Mayen-Koblenz, den Lebensraum für den Falter zu verbessern. Darüber, ob das weitflächige Spritzen der Weinberge per Hubschrauber dem hübschen Falter schadet, ist wohl noch nicht ganz geklärt, aber es gibt Pläne, Pflanzenschutzmittel zukünftig per Drohnen gezielter auszubringen. Man kann nur hoffen, dass all die Mühe zum Erfolg führt.
Vor Winningen unterqueren wir die riesige Autobahnbrücke der A61, fahren ein Stück durch den Ort und dann wieder längs des Ufers. Gegenüber der Ortschaft Lay verlassen wir die Mosel vorübergehend und folgend der Bahn nach Güls.
Dann hat die Mosel uns wieder bis zur Mündung an ihrer Seite. Wir unterqueren die Kurt-Schumacher-Brücke und fahren entlang der Wehrtechnischen Dienststelle. Hier lagert alles mögliche militärtechnisches Gerät. Wir passieren die letzte Moselschleuse und fahren unter der B9 und der Eisenbahn hindurch. Unter der Eisenbahnbrücke scheinen wir ein wenig den Kopf einziehen zu müssen, sie ist etwas niedrig, aber es geht.
Die Staustufe Koblenz ist für Fussgänger und Radfahrer passierbar und beherbergt auf ihrer gegenüberliegenden Seite das Informationszentrum „Mosellum“, das kostenfrei besucht werden kann und neben einem spannenden Ausblick auf die hier installierte Fischtreppe allerlei Interessantes über das Leben an und in der Mosel zeigt.
Hinter der Balduinbrücke biegen wir links ab und gelangen vorbei am Campingpark an den Rhein. Die Balduinbrücke ist die älteste Koblenzer Brücke und wurde bereits Mitte des 14. Jahrhunderts unter Kurfürst Balduin von Luxemburg erbaut. Allerdings erfuhr sie im Laufe der Zeit einige teils erhebliche Umbauten.

Nun geht es auf bekanntem Weg über Neuendorf, Wallersheim, Kesselheim, St. Sebastian, Kaltenengers und Urmitz wieder nach Weißenthurm und über die Raiffeisenbrücke. Unseren ursprünglichen Plan, über die Autobahnbrücke ans Bendorfer Rheinufer zu fahren, verwerfen wir, denn hier müssten wir unsere schweren Räder die lange Treppe hinunterschaffen. Wir sind noch fit genug, den Schlenker über Neuwied zu machen. Aber vielleicht hätten wir das lieber lassen sollen…


Es ist Kaffetrinkenszeit und wir sind hungrig. So machen wir einen Einkehrschwung beim „Heinrich’s“ in Engers. Frisch gestärkt wollen wir uns wieder auf den Weg hinunter ans Rheinufer machen, als es passiert:
An einer engen, etwas steilen Stelle muss Ingrid einem entgegenkommenden E-Scooter ausweichen und stürzt dabei. Das Rad ist leider so sehr beschädigt, dass sie nicht weiterfahren kann. So fährt Robert alleine nach Hause und holt das Auto, um das Rad aufzuladen und am nächsten Tag in die Werkstatt zu bringen.
Aber auch Ingrid hat den Sturz nicht ganz unbeschadet überstanden. Starke Prellungen an Rücken und Hüfte, sowie ein paar blaue Flecken und Abschürfungen. Als das Wochenende vorbei ist und die Schmerzen nicht nachgelassen haben, fahren wir am Montag vorsichtshalber zum Arzt. Glücklicherweise ist nichts gebrochen, aber die Prellungen werden halt ihre Zeit brauchen.
Da dummerweise die Werkstatt Betriebsferien bis in die erste Oktoberwoche hinein hat, wird es mit der Reparatur wohl ebenfalls ein wenig dauern. Wir hoffen aber sehr, dass diese wunderschöne Tour nicht unsere letzte für dieses Jahr ist und der Oktober noch schönes Radelwetter für uns bereithält.
Und hier die Strecke bei Komoot: