Mit Silvia und Jens sind wir an der Gymnicher Mühle in der Nähe von Kerpen verabredet. Punktgenau landen wir, die Räder huckepack. Kurze Begrüßung, abladen, noch ein schnelles Frühstücksbrot – und schon radeln wir los.

Zunächst geht es an der Kleinen Erft, dann an der Erft entlang. Sie verläuft schnurgerade wie ein Kanal, und uns war gar nicht bewusst, dass der Fluss so sehr begradigt wurde. Zum Glück ergreift man seit einiger Zeit umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen.
Nahe dem Naturschutzgebiet Parrig verlassen wir unseren Radweg für einen Abstecher zum Schloss Loersfeld, einem im 15. Jahrhundert erbauten Wasserschloss mit bewegter Geschichte. Im Herrenhaus wird ein Sternerestaurant betrieben, aber das interessiert uns heute nicht.

Es ist kühl und auch ein bisschen windig. Zum Glück habe ich die dicken Handschuhe in der Packtasche und wäre froh, auch einen Pulli dabei zu haben, denn meine Jacke ist doch sehr dünn.
Unser Weg führt uns quer durchs Naturschutzgebiet wieder an die Erft und nach Bergheim mit seinem Wahrzeichen, dem Aachener Tor. Leider ist derzeit ein großer Teil durch ein Bauschild verdeckt. Wir fotografieren es trotzdem. Sicher hat Bergheim noch mehr zu bieten, aber wir wollen weiter.

Durch flache grüne Landschaft geht es weiter entlang der Erft zum Schloss Paffendorf. Ein beeindruckender Backsteinbau, komplett von einem Wassergraben umgeben und mit einem riesigen und sicher sehr sehenswerten Park, erwartet uns. Doch weder Park noch Biergarten können uns an der Weiterfahrt hindern – auch wenn’s schwerfällt.


Nach einer Weile verlassen wir unsere Begleiterin, die Erft und nähern uns dem Hambacher Tagebau. Wir biegen ab auf den „Speedway“. Er verläuft auf der ehemaligen Fernbandtrasse, die dem Abraum der Braunkohle diente. Kilometerlang, breit und schnurgerade ist die Strecke zum meditativen Radfahren geeignet und führt uns an eine Aussichtsplattform am Rande des ehemaligen Tagebaus. Nur ein kurzer Blick und wir fahren weiter auf dem Nordrandweg zum „Forum :terra nova“. Von hier aus hat man einen umfassenden Blick über das „größte Loch Europas“. Der Anblick, schockierend und faszinierend zugleich, verschafft uns eine Gänsehaut und lässt sich auf einem Foto gar nicht festhalten.

Auf der Terrasse des Restaurants machen wir eine ausgedehnte Pause und gönnen uns Cappuccino, Latte Macciato und leckeren Kaiserschmarrn. So haben wir wieder Energie für die Weiterfahrt.
Obwohl gerade erst aus der Inspektion gekommen, macht Silvias Rad leider Probleme. Sie kann zwar weiterfahren, aber wir entschließen uns abzukürzen und schweren Herzens auf den Besuch von Schloss Gymnich zu verzichten. Zum Trost führt uns unser Weg vorbei an Schloss Türnich, zu dem wir noch einen Abstecher machen.


Noch ein kleines Stück und wir haben unseren Parkplatz erreicht, laden die Räder auf und gönnen uns in der Gymnicher Mühle noch ein kleines Abendessen, ehe es heimwärts geht.

Auch wenn die Sonne uns nicht so hold war, es war eine wunderschöne Tour. Wir haben knapp 60 km in den Beinen und freuen uns des Lebens. Und wir haben viel gesehen, das erst noch einmal vertieft werden darf. Sicher waren wir nicht zum letzten Mal in dieser schönen Landschaft, denn zumindest das Schloss Gymnich steht ja noch auf der To-do-Liste. Ob wir noch einmal in den Tagebau schauen möchten, lassen wir einstweilen offen.