Camping „An de Waterkant“

Bei unterstrichenen Textpassagen handelt es sich um Links zu fremden Webseiten mit weiterführenden Informationen, die in einem neuen Tab deines Browsers geöffnet werden.


Mo., 04.08.2025 – Ankommen

An de Waterkant“ ist ein großer Campingplatz in Westerdeichstrich nahe Büsum und liegt direkt hinterm Deich. Die Parzellen sind an schnurgeraden Wegen ordentlich aneinandergereiht. Wie auch an der Ostsee ist unser „Grundstück“ ausreichend für Zelt, Fahrräder und Auto. Direkt neben uns parkt ein großer Pferdetransporter, der uns noch gute Dienste erweisen soll. Der Platz auf der anderen Seite ist im Moment noch frei.

In der Nachbarschaft begegnen wir etlichen Leuten, die vom „Wacken Open Air“ kommend hier noch ein paar Tage Urlaub machen, um sich vom dortigen Schlammbad zu erholen. Man erkennt sie an ihrer Kleidung und den Aufklebern auf ihren Autos. Schon auf dem Weg an die Ostsee hatten wir ganze Gruppen dieser schwarzbekleideten Menschen getroffen, die zum berühmten Heavy-Metal-Festival reisten.

Wir machen uns also daran, unsere „Villa“ wieder herzurichten. Inzwischen sind wir darin schon richtig fit. Heute wird gekocht, und bald begeben wir uns auch in die Horizontale.

Inzwischen ist es windig geworden und beginnt zu regnen. Im Laufe des Abends und der Nacht baut sich ein ordentliches Sturmtief auf. Der Regen prasselt nur so auf unser Zelt und unsere „Villa“ wogt hin und her. An Schlafen ist nur sehr begrenzt zu denken, und Ingrid ist in großer Sorge, dass uns alles um die Ohren fliegt und macht kaum ein Auge zu. Aber das Zelt hält und bleibt trocken! Die nächste Nacht wird, aber wir sind schon deutlich gelassener, und der Pferdetransporter bietet uns ein gutes Windschild.

Di., 05.08. – Deichspaziergang

Nach wie vor ist es ziemlich stürmisch, aber der Regen hat aufgehört. So machen wir uns auf zu einem Deichspaziergang. Eine lange Treppe führt uns direkt vom Campingplatz hinauf. Das Meer ist vorhanden, was es aufgrund der Gezeiten nicht immer ist. Eine steife Brise weht uns um die Ohren, so dass wir auf die Seepromenade unterhalb des Deiches ausweichen. Dort kann man es ganz gut aushalten, und Robert steuert gleich die nächste Bank an. Die ordentlich in einer Reihe aufgestellten Strandkörbe sind verschlossen und drehen dem Meer den Rücken zu.

Ingrid spaziert alleine ein Stück in Richtung Büsum, angelockt von einer Herde Deichschafe, die fleißig ihre Arbeit als Rasenmäher verrichten. Großen Schwärme von Staren sammeln sich offenbar schon für den Herbstzug. Einige Familien mühen sich mit Lenkdrachen ab und müssen aufpassen, dass ihr Kind nicht den fliegenden Robert spielt. Kurz vor Büsum begeistern Kite-Surfer mit ihren waghalsigen Sprüngen. Ein faszinierender Sport!

Mit dem Auto fahren wir später nach Büsum, um ein paar Lebensmittel einzukaufen und uns ein Stück Torte und einen Cappuccino zu gönnen. Wir finden einen ganz ordentlichen EDEKA-Markt mit einem guten Angebot an frischem Gemüse. Heute Abend gibt es Nudelpfanne mit Zucchini und Tomaten.

Mi., 06.08. – Büsum

Der schlimmste Sturm ist überstanden. Wir trauen uns auf die Räder und radeln noch eimal nach Büsum, erledigen noch ein paar Einkäufe, schauen uns ein bisschen im Örtchen um und besuchen den malerischen Museumshafen. Eine Menge Touristen sind unterwegs und noch immer etliche Kite-Surfer, die den Wind willkommen heißen.

Do., 07.08. – Meldorfer See

Das Wetter hat sich beruhigt. Als es Ingrid morgens um kurz vor sechs raustreibt, wird sie von einem faszinierenden Sonnenaufgang begrüßt.

Heute wollen wir nun endlich eine richtige Radtour machen, zum Meldorfer See, einem Speicherbecken und attraktiven Surfgebiet. Es geht zunächst wieder durch’s Touristengewimmel in Büsum, vorbei an Hafen und Leuchtturm.

Dann haben wir freie Fahrt entlang des Deiches. Hinterm Naturschutzgebiet Wöhrdener Loch, einem 495 qkm großen Speicherkoog, biegen wir links ab und gelangen kurz vor Epenwöhrden zur „Dusenddüwelswarf“ (Tausendteufelwarft) mit dem Denkmal an die Schlacht bei Hemmingstedt, in der die Dithmarscher Bauern 1500 ihre Unabhängigkeit von Dänemark verteidigten. Auf der Rückseite des dicken Findlings die Inschrift:

Weiter in Meldorf, einem schönen Örtchen, gönnen wir uns in einem Café am Domplatz den obligatorischen Cappuccino und ein Stück Kuchen. Die Johanniskirche, den Meldorfer Dom, können wir leider nicht besichtigen, da dort gerade eine Beerdigungsmesse stattfindet.

Meldorf ist quasi auch unser Wendepunkt. Durchs Naturschutzgebiet, entlang des Flüsschens Miele, vorbei am Meldorfer See und dem Kronenloch gelangen wir zum Sperrwerk an der Meldorfer Bucht.

Von hier geht es dann wieder entlang des Deiches und durch Büsum zurück zum Campingplatz.

Immerhin haben wir heute knapp 50 km geschafft und sind zufrieden und glücklich, überhaupt mal wieder ein Stück gefahren zu sein.

Fr., 08.07. – Via Eidersperrwerk nach Tönning

Heute stehen das große Eidersperrwerk und Tönning auf dem Plan. Gerade ist Ebbe und das Meer weit weg. Unser Weg führt uns über den Deich, durch Schafweiden und vorbei an Salzwiesen. Hier wird wohl dem Meer noch immer Land abgerungen. Die Landschaft gefällt uns, sie hat etwas Beruhigendes, und das Radeln ist wie Meditation.

Das Eidersperrwerk ist das größte seiner Art in Deutschland und liegt an der Mündung der Eider in die Nordsee. Dieses beeindruckende Bauwerk wurde 1967 begonnen, nachdem 1962 die große Hamburger Sturmflug auch Tönning erfasst und großen Schaden angerichtet hatte. Durch den Bau entstanden die Naturschutzgebiete Katinger Watt und Dithmarscher Eiderwatt.

Die dort angeblich beheimatete Seeschwalben-Kolonie konnten wir leider nicht entdecken, lediglich ein Hinweisschild, man möge Rücksicht auf die Tiere nehmen. Aber im Moment ist ja auch keine Brutzeit und die Truppe wohl unterwegs.

Nach Überquerung des Sperrwerks geht es auf nahezu schnurgerader Straße nach Tönning, vorbei an den beiden o.g. Naturschutzgebieten. Völlig entspanntes Fahren durch die schöne Landschaft. Wir gelangen als erstes zum malerischen Tönninger Hafen, fast eine Bilderbuchkulisse. Dann radeln wir zum Marktplatz und finden ein angenehmes Schattenplätzchen bei einer Bäckerei gleich neben der Laurentius-Kirche mit ihrem imposanten Turm.

Nach dem Kaffee machen wir noch ein paar Fotos und uns dann auf den Rückweg. Sicher gäbe es auch in Tönning noch eine Menge zu sehen. aber wir haben noch ein Stück Weg vor uns – heute werden es knapp 60 km.

Über die Tönninger Eider-Brücke fahren wir auf die andere Seite des Flusses und dann entlang des Eiderwatts durch das Naturschutzgebiet und die schöne Landschaft. Bei der Ortschaft Schülperweide wenden wir uns nach links und gelangen zunächst nach Schülp und dann nach Wesselburen.

Der Turm der Wesselburener Bartholomäus-Kirche war schon von weitem zu sehen. Die Kirche mit ihrem charakteristischen Zwiebelturm liegt auf einer sogenannten Wurt oder Warft. Wir erfahren, dass in Wesselburen der Deutsche Dramatiker Friedrich Hebbel geboren wurde. Das ihm gewidmete Museum besuchen wir allerdings nicht. Auch das Kohlosseum besuchen wir nicht, aber wir erfahren, dass Dithmarschen wohl das größte zusammenhängende Kohlanbaugebiet Europas ist.

Immer gegen den Wind geht es weiter, und endlich haben wir Büsum erreicht. Wir statten noch einem kleine Bioladen, den wir dort in der Altstadt entdeckt hatten, einen Besuch ab und erstehen Auberginen und Tomaten für unser Abendessen. Dann geht es auf bekanntem Weg zurück zum Campingplatz.

Nach dem Abendessen machen wir noch einen Spaziergang. Wir wollen noch einen Drink in Ibo’s Restaurant oben auf dem Deich nehmen. Die Sonne über dem Watt belohnt uns mit einem fantastischen Untergang. Und auch der Vollmond läßt sich sehen.

Ein schöner Tag geht zu Ende.

Sa., 09.08. – Friedrichstadt via Eidersperrwerk

Heute fahren wir noch einmal über das Eidersperrwerk. Unsere Freundin Silvia hatte uns von dem malerischen kleinen Städtchen Friedrichstadt berichtet, das auch „Klein Amsterdam“ genannt wird, und hat uns neugierig gemacht.

Die Strecke bis Tönning kennen wir bereits. Dann beginnt für uns „Neuland“. im Örtchen Lunden machen wir einen kurzen Stopp und fotografieren die St. Laurentius-Kirche. Um die Kirche herum findet man eine große Anzahl von Grabplatten. Erst später erfahren wir, dass es sich um den sogenannten Geschlechterfriedhof, der Begräbnisstätte alter Dithmarscher Bauerngeschlechter, handelt. Hätten wir es gewusst, hätten wir der Kirche vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit gewidmet.

So radeln wir weiter auf dem Radweg neben der Bundesstraße nach St. Annen, überqueren etwas später noch einmal die Eider und gelangen schließlich an unser heutiges Ziel Friedrichstadt.

Das Stadtbild des in der Eider-Treene-Mündung liegenden und vor allem vom Tourismus lebenden „Holländerstädtchens“ ist geprägt von Grachten und Bauten der niederländischen Backsteinrenaissance. Am Marktplatz finden wir noch ein Ensemble von neun Treppengiebelhäusern aus der Gründerzeit. In der Mitte des Marktplatzes steht ein kleines Brunnenhäuschen, das mit Sprüchen zum Thema Wasser verziert ist.

Der ganze Ort ist ein Kulturdenkmal. 1621 gegründet, war der Ort zunächst Zufluchtsstätte der in den Niederlanden verfolgten Remonstranten. Durch die ihnen gewährte Religionsfreiheit, siedelten sich auch andere Religionsflüchtlinge an.

Natürlich finden wir wieder ein schönes Plätzchen, um uns zu stärken, ehe wir uns auf den Rückweg begeben. Auch in Friedrichstadt gäbe es noch viel zu sehen, aber wir haben noch einen langen Heimweg.

Wir überqueren wieder die Eider und fahren zurück bis St. Annen wie wir gekommen sind. Dann biegen wir nach links ab , fahren ein Stück entlang der Lundener Niederung, vorbei und durch verschiedene Ortschaften. Die Landschaft ist geprägt von Feldern und Windparks soweit das Auge reicht. Der Wind ist heute nicht ganz so heftig, dafür sind es am Ende 86 km die wir in den Beinen haben und das in keinem schlechten Tempo.

Der Heimweg führt uns vorbei an der alten Holländermühle „Margaretha“ in Westerdeichstrich, die heute unter dem Namen „Der Mühlenhof“ Hotel ist.

Am Abend zeigt sich die Sonne noch einmal von Ihrer schönsten Seite und lockt und noch einmal auf den Deich.

So., 10.08. – Meldorfer Bucht

Heute ist Ingrids Geburtstag und gleichzeitig unser letzter Tag an der Nordsee. Nach den 86 km von gestern wollen wir es heute gemäßigt angehen und am Abend zur Feier des Tages in Ibo’s Restaurant auf der Deichkrone zum Essen gehen.

Wir fahren wieder am Deich entlang zur Meldorfer Bucht, die wiederum an der Helgoländer Bucht liegt. An einer Stelle liegen die „Deich-Mähs“ aufgereiht wie an einer Perlenkette oben an der Deichkante. Es gelingt uns ein lustiges Foto. Etwas weiter vollführen wieder die Kite-Surfer ihre tollkühnen Sprünge.

Wir besuchen noch einmal das Sperrwerk und können heute auch hier ein paar interessante Fotos machen, denn hier sind heute wenig Besucher, die den Weg versperren.

Auf dem Rückweg möchten wir uns noch einmal Kaffee & Kuchen gönnen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, aber keine davon sagt uns zu, und so beschließen wir denn, schon jetzt zu Ibo’s zu fahren und uns eine Frische Waffel mit Kirschen und Vanilleeis zu gönnen.

In Büsum fotografiert Robert noch die kleinen Autos der Firma AVC Apartments, einem Anbieter von hochwertigen Ferienwohnungen. Die Autos sind lustige Werbeträger, aber wir haben unsere Ferienwohnung ja dabei.

Am Abend gönnen wir uns wie geplant ein leckeres Abendessen. Wir haben einen Fensterplatz im Restaurant und können aufs Meer bzw. aufs Watt schauen. Die Sonne schenkt uns auch heute wieder spektakuläre Bilder.

Ein letzter Gang über den Deich, und morgen heißt es Abschied nehmen.

Mo., 11.08. – Umzug ins Münsterland

Das Abbauen und Einpacken klappt immer besser. Langsam werden wir ein eingespieltes Team. Dafür ist die Fahrt zu unserem nächsten Ziel wieder eine Herausforderung – Stau reiht sich an Stau. Kurz vor Toresschluss erreichen wir das „KranenCamp“ in Senden und schaffen es, noch vor Einbruch der Dunkelheit unser Zelt aufzubauen. Heute wird nicht gekocht, sondern im Bistro am Platze gegessen, was allerdings ein einmaliges „Erlebnis“ bleiben wird.