Mo., 28.07. – Anreise
Die Reisevorbereitungen sind wie immer ein wenig stressig. Das Auto ist voll bis unters Dach. Es ist wie ein kleiner Umzug. Einiges muss zu Hause bleiben, manches wird noch umgepackt. Aber dann passt’s, und wir sitzen im Auto.
Scharfer Start: 9:19 Uhr – nahezu planmäßig.
Ziel: „Camping & Ostseeferienpark Walkyrien“ in Schashagen-Bliesdorf bei Neustadt.
Das Navi stimmt optimistisch. Der Verkehr rollt einigermaßen. Das Wetter ist durchwachsen, immer mal wieder ein Schauer. Die Hoffnung, wenigstens das Zelt trocken aufbauen zu können, stirbt zuletzt.
Bei Wuppertal dann der erste Stau, der angekündigte am Westhofener Kreuz bleibt aus, dafür erwischt es uns bei Unna und Münster mit der Prognose +54 Minuten. Wir machen erst einmal Pause an der Raststätte Dammer Berge.
Mittlerweile ist es 14 Uhr, doch die Situation hat sich nicht verbessert. Vor uns liegen noch Bremen und Hamburg, und das Wetter ist wie im April.
Längst haben wir aufgehört, die Staus zu zählen. Das Navi sagt: 18:22 Uhr Zieleinlauf. Einchecken sollten wir bis 18:00 Uhr, also rufen wir den Campingplatz an. Man kennt das wohl schon und erklärt uns, die Schranke sei bis 22:00 Uhr offen und eine Information, wo wir unseren Platz finden, hänge man an die Tür. Wir entspannen erst einmal.
In Neustadt, kurz vorm Ziel, tanken wir, kaufen im Supermarkt Getränke ein und essen ein paar belegte Brötchen, denn das Restaurant am Platz hat montags Ruhetag. Frisch gestärkt also zum Endspurt.
„Walkyrien“ ist ein großer Campingplatz an der Lübecker Bucht, in der Nähe von Grömitz, unmittelbar am Bliesdorfer Strand und bietet mehr als ein Camperherz begehrt. Unser Platz ist ok, wir haben genügend Raum für „Villa“, Auto und Räder, Wasser- und Stromanschluss sind vorhanden und die Sanitäranlagen nicht so weit weg, so dass ein nächtlicher Gang nicht zur Nachtwanderung wird.
Das mit dem Zettel an der Tür hat geklappt, und wir schaffen es gerade noch, unser Zelt vor Einbruch der Dunkelheit aufzubauen. Einchecken dürfen wir morgen.
Also: Gute Nacht!
Wir schlafen erstaunlich gut, und als Ingrid am Morgen aufwacht, hat Robert schon die Formalitäten erledigt und Brötchen besorgt. Der Platz hat erfreulicherweise einen recht gut sortierten kleinen Supermarkt.
Also: erstmal ein üppiges Frühstück!
Und sollte noch jemand denken, Camping sei unkomfortabel: In unserer „Villa Schaguhn“ ist es sogar bei schlechtem Wetter ganz gemütlich.



Di., 29.07. – Besuch in Eutin
Während unseres Aufenthaltes hier an der Ostsee wollen wir einige liebe Menschen besuchen. Den Platz hatten wir so gewählt, dass wir alle mit einer Tagestour per Rad erreichen können. Da die heutige Wetterprognose ganz passabel, für die nächsten Tage aber nicht sonderlich ermunternd ist, entschließen wir uns, gleich am ersten Tag eine Radtour nach Eutin zu unserer Nichte zu machen.
Unsere Strecke führt uns zuerst an die Steilküste und erlaubt uns einen Blick über die Lübecker Bucht. Die gegenüberliegende Seite war früher DDR-Gebiet. Dann geht es auf etwas holprigem Weg durch ein Wäldchen, vorbei am Gut Brodau und dem RuheForst Brodau, nach Rettin. Bis Pelzerhaken fahren wir mehr oder weniger an der Küste entlang. In Pelzerhaken selbst geht es durch den Ort, dann weiter nach Neustadt.

Am Ehrenfriedhof Cap Ancona müssen wir absteigen. Er ist dem Andenken an 7.000 Tote geweiht, die ums Leben kamen, als britische Bomber im April 1945 drei Schiffe mit KZ-Häftlingen aus Neuengamme angriffen. 621 Opfer der „Cap Ancona“ und der „Thielbek“ sind hier bestattet.
Neustadt umfahren wir mehr oder weniger entlang der Küste, wobei wir die Neustädter Bucht am kleinen Hafen überqueren. Danach geht es mehr oder weniger weiter über Land.
Die Holsteinische Schweiz macht ihrem Namen durchaus Ehre. Es geht auf und ab und fordert uns an unserem ersten Tag schon ein bisschen. Die Landschaft ist schön und entschädigt uns – Felder, Wiesen, kleine Ortschaften, schöne Alleen.


Allerdings schickt uns der Wettergott zwischendurch doch noch eine leichte Dusche. Na ja, bekanntlich gibt es ja kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung, und diesbezüglich sind wir gut ausgerüstet.
Am Großen Eutiner See empfängt uns das malerische Schloss. Schnell ein Foto und schon haben wir unser Ziel erreicht.

Unsere Nichte Ela haben wir seit Jahren nicht mehr gesehen. Dank Roberts guter Planung finden wir die Adresse sofort und freuen uns, uns wieder einmal in die Arme nehmen zu können. Doch unser Besuch währt nur kurz, wir müssen ja zurück nach Bliesdorf. Zum Glück kommen wir trocken an.
Mi., 30.07. – Strandspaziergang
Das Wetter lädt heute nicht zum Radfahren ein. Wir beschließen, einen Strandspaziergang zu machen. Unweit des Campingplatzes führt eine Treppe die Steilküste hinunter. Ein paar Unentwegte und Mutige tummeln sich am schmalen Strand und sogar im Wasser. Unsere Vorstellung von einem Strandspaziergang – also barfuß durch das seichte Wasser zu laufen – entpuppt sich allerdings als eine Illusion. Spitze Steine versperren den Weg, und auch der Strand lädt nicht zum Barfußlaufen ein. Allerdings ist dafür der Bliesdorfer Strand auch gebührenfrei. Wir beobachten ein wenig das Treiben und machen uns dann bald auf den Rückweg zu unserem Zelt.



Do., 31.07. – Besuch in Ostermade
Am Vormittag erledigen wir ein paar Einkäufe im Laden am Platz und gönnen uns noch einen Cappuccino. Am Nachmittag sind wir mit unserer Nenn-Nichte und -Großnichte verabredet. Sie leben seit Ende letzten Jahres in Ostermade, einem kleinen Küstenort abseits der großen Touristenzentren, in der Nähe von Heiligenhafen.


Julias Mann betreibt dort einen eigenen kleinen Campingplatz. Aber wir hatten bewußt einen etwas zentraleren Standort für unseren Urlaub gewählt, um alle Ziele per Rad ansteuern zu können.
Aufgrund der Wetterlage entschließen wir uns aber, diesen Besuch mit dem Auto zu machen. Wir müssen bis 15:00 Uhr warten, denn auf „Walkyrien“ ist von 13 – 15 Uhr Mittagsruhe und die Schranke geschlossen.
Auch wir haben uns seit unserem Umzug nach Bendorf nicht mehr gesehen und werden herzlichen empfangen und fürstlich bewirtet. Leider ist die Zeit viel zu kurz, so dass wir uns nach einem kleinen Spaziergang wieder auf den Weg machen müssen. Es war schön, uns wieder einmal gesehen zu haben.
Fr., 01.08. – Ausflug nach Heiligenhafen
Noch immer motiviert uns das Wetter nicht zum Radfahren. So beschließen wir, mit dem Auto nach Heiligenhafen zu fahren. Die Räder bleiben unter ihren Parkas.

In Hafennähe suchen wir einen Parkplatz, was gar nicht so einfach ist. Es regnet, jede Menge Touristen mit quengelnden Kindern, die lieber am Strand wären, sind unterwegs. Wir machen einen kleinen Spaziergang zum Hafen und ein paar Fotos, doch obwohl das Wetter aufklart, machen wir uns bald davon. Sicher gäbe es in Heiligenhafen noch einiges zu entdecken, aber immer wieder merken wir, dass diese Touristen-Hochburgen uns nicht unbedingt zum Bleiben animieren.


Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zum Kloster Cismar, einer ehemaligen Benediktiner-Abtei. Ein interessantes Anwesen, das heute im Sommer dem Landesmuseum Schleswig-Holstein für Kunstausstellungen dient. Leider kann man die Kirche nur sehr eingeschränkt betreten und lediglich durch eine Glaswand betrachten.





Sa., 02.08. – Mutig aufs Rad
Das Wetter läßt hoffen. So trauen wir uns noch einmal auf die Räder und radeln zunächst nach Grömitz. Hier ist der Strand breiter und gepflegter als in Bliesdorf, aber natürlich auch nicht kostenlos.

Quer durch Grömitz geht es nach Manhagen, wo uns dann ein nicht enden wollender Regenschauer erwischt. Eher erfolglos versuchen wir, uns unter einer dicken Kastanie unterzustellen. Als der Regen allmählich nachläßt, machen wir uns auf den Rückweg. Robert hat inzwischen eine Abkürzung von der ursprünglich geplanten Tour ausgetüftelt. Zunächst geht es über die Kirschenallee, dann vorbei an kleinen Ortschaften. Leider gleicht unsere Tour irgendwann einem Querfeldein-Rennen mit schlammigen und steinigen Wegen. Freude kommt nicht gerade auf, aber irgendwann schaffen wir es wieder zu unserem Campingplatz.
Unterwegs kaufen wir noch schnell ein paar Lebensmittel ein. Heute Abend gibt es Pilzpfanne, der Lichtblick des Tages.

Am späteren Nachmittag beruhigt sich das Wetter, und Ingrid macht noch einen kleinen Spaziergang zum Strand und ein paar Fotos.



So., 03.08. – Ausflug nach Lübeck
Der Regen hat die Kieswege auf dem Campingplatz in ein Pfützenmeer verwandelt. Der Gang zum Sanitärhaus gleicht einem Slalom, nur die Kinder sind begeistert. Sie flitzen mit ihren Rädchen durchs Wasser, dass es nur so spritzt.
Es regnet, und beim Frühstück fällt Ingrid ein alter Karnevalsschlager von Karl Berbuer aus den 50ern ein: „Da laachste dich kapott dat nennt mer Camping“. Sie sucht auf YouTube, findet ihn tatsächlich und spielt ihn so laut wie das Handy es hergibt. Dieses Wetter kann man nur mit einem gewissen Galgenhumor ertragen.




Auch unseren heutigen Besuch in Lübeck machen wir per Auto, da es zwar aufgehört hat zu regnen, das Wetter das Wetter sich aber nicht wirklich als stabil erweist. Um dem allgemeinen Werktagstrubel auszuweichen, hatten wir bewußt einen Sonntag für den Besuch geplant. Ob das die richtige Entscheidung war? Wir waren auch hier nicht alleine. Überall drängten sich die Touristen. Einen Platz in einem der berühmten Cafés zu ergattern war wie ein kleiner Lottogewinn. Wir finden einen Platz im Wiener Caféhaus, gönnen uns einen Cappuccino und ein Stück Torte. Dann schlendern wir weiter bis zum Buddenbrookhaus, das leider voraussichtlich noch bis 2030 wegen Umbau- und Renovierungsarbeiten geschlossen bleibt.





Das Wetter macht den Aufenthalt ungemütlich, und wir machen uns auf den Weg zum Parkhaus. Der Marienkirche bzw. der Teufelsfigur davor statten wir noch einen Besuch ab, sie liegt am Weg. Der Andrang vor der Kirche ist uns zu groß, so dass wir weitergehen zur Jakobikirche. Auch sie hat einiges Interessante zu bieten. So befindet sich in der nördlichen Turmkapelle, der inzwischen als „Pamirkapelle“ bezeichneten Nische eine Gedenkstätte für die auf See gebliebenen Lübecker Seeleute. Hier steht auch das Wrack eines Rettungsbootes der 1957 gesunkenen Viermastbark Pamir, bei deren Untergang 80 der 86 Besatzungsmitglieder ums Leben kamen. Ingrid war damals erst sieben Jahre alt, kann sich aber noch gut an dieses tragische Ereignis erninnern.



Lübeck ist wirklich eine interessante und sehenswerte Stadt, doch unsere letztendliche Erkenntnis: Wenn man einen so geschichtsträchtigen Ort besucht, braucht man einfach mehr Zeit und geeignetes Wetter. Aber heute ist unser letzter Tag an der Ostsee. Vielleicht kommen wir ja irgendwann einmal wieder.
Mo., 04.08. – Umzug an die Nordsee
Unsere erste Urlaubswoche ist vorüber. Nun heißt es Abbauen, Umziehen und wieder Aufbauen. Inzwischen sind wir schon ein bisschen geübt darin und schaffen es, unser Zelt deutlich schneller abzubauen als unsere Nachbarn, die ebenfalls die Heimreise antreten müssen und uns staunend fragen: „Seid ihr schon fertig?“ Nun muss man fairerweise sagen, sie sind mit drei Kindern unterschiedlichen Alters unterwegs, haben ein noch größeres Zelt als wir, entsprechend mehr Gepäck und fünf Fahrräder zu verstauen. Sie reisen allerdings auch mit Hänger.
Wir wollen die Autobahn meiden und tuckern einmal quer durch Schleswig-Holstein. Der Transfer dauert länger als gedacht, verläuft aber mehr oder weniger problemlos.
Hier die Collection mit den beiden Touren dieser Woche.