Mo., 11.08. – Angekommen
Im Gegensatz zu den beiden großen Campingplätzen an Ost- und Nordsee, ist das „KranenCamp“ in Senden recht überschaubar und die Betreiber freundlich und hilfsbereit, die Sanitäranlagen nicht sonderlich groß aber picobello sauber und gepflegt. In unserer unmittelbaren Nähe gibt es einen Container mit zwei Toiletten, so dass wir nachts nicht auf Wanderschaft müssen.
Der Platz liegt an einem kleinen Yachthafen an der sogenannten Alten Fahrt, einem stillgelegten Teil des Dortmund-Ems-Kanals (DEK), und hat sogar eine eigene kleine Badestelle, die wir allerdings nicht nutzen. Auch der neue Kanal ist in unmittelbarer Nähe.



Es gibt eine ganze Menge Dauercamper, aber auch Urlauber wie uns. Darüber hinaus trudeln jeden Abend noch Übernachtungsgäste mit Wohnmobil oder Bike-Packer ein.
Unser Platz liegt auf einer großen Wiese. Wir haben die Qual der Wahl und entschließen uns, unser Zelt nahe einer Baumreihe aufzubauen, denn für die nächsten Tage ist viel Sonne und große Hitze angekündigt. Da ist jeder Quadratmeter Schatten willkommen.
Einen kleinen Supermarkt wie bei den beiden großen Plätzen gibt es hier leider nicht, auch nur am Wochenende einen Brötchen-Service, aber wir finden schnell einen EDEKA-Markt in der Nähe, bei dem wir unseren Bedarf decken und bei dem Robert uns morgens die Brötchen holt, während Ingrid meist noch auf „Wolke 7“ schwebt.
Am Empfang finden wir eine Prospekt-Reihe „Die Kleeblatt-Touren“, vier Radwege zu den europäischen Schutzgebieten im Münsterland. Sie beinhalten eine Wegekarte und diverse Hinweise zu Sehenswürdigkeiten. Sie dienen sie uns als Orientierungshilfe für unsere Touren. Robert beginnt gleich mit der Planung. Ein bisschen müssen wir die Routen anpassen, denn geplanter Startpunkt in den Prospekten ist immer die Stadt Lüdinghausen, die aber nicht weit entfernt ist.
Di., 12.08. – Zum Venner Moor und in die Davert
Unsere erste Tour folgt dem „Kleeblatt 1“, führt uns über und ein Stück entlang des Dortmund-Ems-Kanals, dann über die Stever, ein kleines Flüsschen, das unser ständiger Begleiter wird. Inmitten einer Parkanlage und eines Wassergrabens liegt das Schloss Senden, ein ehemaliges Rittergut mit einer langen Geschichte.




Weiter geht es ein Stück am Kanal entlang sowie über eine seiner vielen Brücken, über die Alte Fahrt und noch einmal über die Stever. Die Landschaft ist wunderschön, viele Getreidefelder, zum Teil bereits abgeerntet und immer wieder Alleen mit alten Baumbeständen. Der Sommer ist zurück, es ist heiß und wir freuen uns über ihren Schatten.
Wir erreichen die Burg Kakesbeck. Sie ist die älteste von drei erhaltenen Wasserburgen in Lüdinghausen. Sie kann lediglich von außen besichtigt werden. Eine Innenbesichtigung ist nur nach vorheriger Anmeldung möglich, für uns aber keine Option. Auch die Burg Kakesbeck blickt auf eine lange bewegte Geschichte zurück, und gehört heute einer Stiftung.





Einer Legende nach spuken in den Kellergewölben nachts drei kopflose Kälber. Es sollen die drei verwunschenen Söhne des Lambert von Oer sein.
Wir fahren weiter, immer wieder auch durch schattige Waldstücke und vorbei am Klutensee nach Lüdinghausen.


In Lüdinghausen erwartet uns die Burg Vischering. Sie wurde im 13. Jahrhundert als Trutzburg durch den Bischof von Münster, Gerhard von der Mark errichtet und dient heute dem Kreis Coesfeld als Kulturzentrum.






Unser Weg führt uns weiter durch die schöne Landschaft, durch das Örtchen Ottmarsbocholt, die Davert und das Venner Moor.
Die Davert ist eine ausgedehnte und vielerorts naturnah bewaldete Flachmulde, von der eine Fläche von 24 qkm als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Mit ihrem unwegsamen Gelände und Moorlandschaften hat sie in der Vergangenheit zu vielen Sagen und Legenden angeregt.
Das Venner Moor ist ein ehemaliges Hochmoor westlich der Davert. Die Gesamtfläche beträgt 148 ha, die im Sinne der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie) der EU als Naturschutzgebiet ausgewiesen und Heimat diverser bedrohter Tierarten sind.
Hier erwischt uns dann ein kleiner Regenschauer, der aber nicht der Rede wert ist und vor dem wir sogleich Schutz finden.

Kurz darauf überqueren wir den DEK und machen einen Abstecher zum EDEKA. Über die nächste Kanalbrücke geht es dann zurück zum „KranenCamp“.


Mi., 13.08. – Familienbesuch in Hiltrup
Heute steht ein kleines Familientreffen auf dem Plan. Wir besuchen unsere Cousine Christa in Münster-Hiltrup.
Parallel zum Kanal fahren wir zunächst ein wenig durch die Landschaft, vorbei an Feldern, kleinen Waldstückchen und schmucken Höfen. Dann führt uns unser Weg direkt an den Kanal, dem wir auf gut asphaltiertem Weg folgen bis nach Hiltrup. Es ist ziemlich heiß und wir sind ein wenig früh. So machen wir noch eine kleine Pause im schattigen Hof der Clemens-Kirche.
Der Besuch verläuft sehr angenehm, wir werden fürstlich bewirtet und führen schöne Gespräche über vergangene Zeiten.
Der Rückweg verläuft wie der Hinweg mit einem kurzen Abstecher beim EDEKA, wo wir uns mit dem täglichen Bedarf eindecken.
Do., 14.08. – Zu den Wäldern bei Nordkirchen
Nach einem guten Frühstück, das wir heute auf unserer „Terrasse“ einnehmen können, starten wir die Tour „Kleeblatt 2“ und fahren zunächst wieder nach Lüdinghausen.

Lüdinghausen ist bekanntlich der Startpunkt unserer Kleeblatt-Touren und so landen wir immer wieder dort. Den Stadtkern meidend folgen wir ein Stück der Stever, einem etwa 58 km langen Zufluss der Lippe, die unter anderem die Gräften der Burg Vischering speist. Die Stever verlassend biegen wir nach links ab und fahren vorbei am Ermener Holz. Ein bisschen Wald ist sehr willkommen, denn auch heute ist es ziemlich heiß.

Wir durchqueren Nordkirchen und besuchen das gleichnamige Schloss, ein beeindruckender Barockbau, der einst der Sitz der Fürstbischöfe von Münster war und gern auch „Westfälisches Versailles“ genannt wird.

Schloss und Parkanlage wurden von der UNESCO als „Gesamtkunstwerk von internationalem Rang“ für schutzwürdig erklärt. Die Gebäude beherbergen heute die Fachhochschule für Finanzen Nordrhein-Westfalen. Teile des Schlosses sind freigegeben und können im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Nach wie vor sind umfangreiche Bauarbeiten im Gange und verdecken große Teile des Schlosses.






Wir verzichten auf eine nähere Besichtigung, es ist uns zu heiß für einen längeren Aufenthalt, und radeln durch das angrenzende Naturschutzgebiet Tiergarten und den Ort Südkirchen, dann in einem Bogen zum Örtchen Capelle und durch das Naturschutzgebiet Ichterloh weiter nach Ascheberg.
Nach etwa 15 km haben wir wieder das „KranenCamp“ und unsere „Villa Schaguhn“ erreicht. Und auch heute nimmt die Sonne farbenfroh Abschied.

Fr., 15.08. – In die Olfener Stever- und Lippeauen
Heute steht „Kleeblatt 3“ auf dem Programm. Unser Weg führt uns zunächst einmal nicht durch Lüdinghausen, sondern vorbei am Reiterhof Wevel in Getrup, wieder einmal der Burg Kakesbeck und dem Naturschutzgebiet Dicke Mark. Nachdem wir erst den DEK und dann die Alte Fahrt überquert haben, fahren wir vorbei am NSG Plumer Feld und gelangen nach Seppenrade. In Seppenrade wurde der bisher größte Ammonit der Welt gefunden, und seit 1972 darf es sich „Rosendorf“ nennen, das dritte seiner Art in Deutschland.
Wir halten uns nicht lange auf und fahren weiter, überqueren wieder die Stever, fahren vorbei am NSG Steveraue und überqueren ein Stück weiter bei Ahsen die Lippe, die hier verschlungen mäandert. Hinter Ahsen gelangen wir an den Wesel-Datteln-Kanal.
Die Lippe ist ein 220 km langer Nebenfluss des Rheins, entspringt in Bad Lippspringe, am Fuße des Eggegebirges und mündet bei Wesel in den Rhein. 2018 erhielt sie die Auszeichnung Flusslandschaft des Jahres.



Der Wesel-Datteln-Kanal ist nach dem Rhein die meistbefahrene Wasserstraße Deutschlands. Er verbindet am Wasserstraßenkreuz Datteln den Rhein bei Wesel mit dem Dortmund-Ems-Kanal. An der Schleuse Ahsen beobachten wir eine Weile die ein- und ausfahrenden Schiffe, um dann dem Wesel-Datteln-Kanal bis zum Kanalkreuz zu folgen.

Hier treffen sich die beiden Kanäle mit der Alten Fahrt des DEK, der wir nun folgen und noch einmal die Lippe überqueren. Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier eine Pumpstation errichtet, die den DEK mit Wasser aus der Lippe versorgte.





Die Alte Fahrt ist von Büschen und Bäumen gesäumt und teilweise mit einer grünen Algenschicht komplett bedeckt, in die auf ihr schwimmende Enten lustige Bahnen ziehen. Wir folgen ihr bis Olfen, um hinter dem Ortsausgang noch einmal die Stever zu überqueren. Schnurgerade fahren wir durch Wiesen und Felder, um dann – wer hätte das gedacht? – wieder auf den Dortmund-Ems-Kanal zu stoßen. Wir überqueren ihn und dürfen bei Lüdinghausen wieder auf unsere treue Begleiterin Stever treffen. Ein kurzes Stück folgend wir ihr bis zum Zusammenfluss der Alten Stever mit der Osten-Stever und folgen letzterer nun bis wir Lüdinghausen verlassen.
Ein Stück müssen wir nun entlang der B235 fahren, die aber einen guten Radweg bietet. Dann biegen wir links ab und fahren vorbei an einigen Höfen bis wir Bechtrup 6, den Hof der Familie Große-Ophoff mit dem kleinen Café und der Bauerngolf-Anlage erreichen.


Hier waren wir in dieser Woche schon einmal vorbeigekommen und hatten uns gefragt, was denn wohl unter Bauerngolf zu verstehen sei. Heute ist Freitag und Golfplatz und Café geöffnet. Wir gönnen uns frische Waffeln mit heißen Kirschen und Eis sowie unseren obligatorischen Cappuccino. Mit den beiden Damen, die das Café betreiben – Mutter und Tochter – führen wir, da die übrigen Gäste Golf spielen, angeregte Gespräche.
Die Landwirtschaft hat die Familie – wie wohl viele Höfe ihrer Art – weitestgehend aufgegeben und die Flächen verpachtet. Ein kleiner Teich, um den sich aussergewöhnliche Enten-, Hühner- und Gänserassen tummeln ist mehr als Hobby verblieben. Das Bauerngolf-Angebot, das gern als Firmen-Event oder von Familien angenommen wird, wird quasi im Nebenerwerb an Wochenenden und Feiertagen betrieben ebenso wie das Café, in dem es neben den leckeren Waffeln auch immer tollen selbstgebackenen Kuchen gibt. Wir sind begeistert und sollen hier noch mehrmals einkehren.


Nun aber geht es gut gestärkt erst einmal heim zum „KranenCamp“, wo uns die Sonne noch einen farbenfrohen Untergang über dem kleinen Yachthafen an der Alten Fahrt beschert.

Sa., 16.08. – Zu den wilden Pferden
Heute besuchen wir die Wildpferde im Merfelder Bruch bei Dülmen, was sich Ingrid schon seit Jahren wünscht. Die Tour entspricht in weiten Teilen auch dem „Kleeblatt 4“.
Direkt hinterm Campingplatz biegen wir rechts ab, fahren ein Stück an ihm entlang und überqueren die Alte Fahrt, die ab hier ein Stück trockengelegt wurde, später aber wieder Wasser führt. Wir passieren Stever und Dortmund-Ems-Kanal und fahren vorbei am NSG Brinshok. In gewissem Abstand folgen wir dem Kanal durch Felder und vorbei an einigen Höfen bis zum Örtchen Hiddingsel. Kurz vor dem Ortseingang fotografieren wir die St.-Johannes-Nepomuk-Kapelle, halten uns aber nicht weiter auf, denn die Pferde rufen.

Auch Dülmen müssen wir durchqueren, was ein wenig stressig ist, denn wir sind es schon fast nicht mehr gewohnt, durch Städte zu fahren, und hier ist es recht belebt. Bald gelangen wir nach Merfeld und kurz darauf zum Merfelder Bruch. Am Eingang zur Wildpferdebahn müssen wir einen Obolus von jeweils 5,00 Euro entrichten, was dieses Erlebnis allemal wert ist.

Das etwa 400 ha große Reservat im Merfelder Bruch ist das einzig verbliebene seiner Art in Europa. Es besteht aus Wiesen, Moor- und Heideflächen, Nadel- und Eichenwäldern und ist Heimat von etwa 400 Pferden, die weitestgehend sich selbst überlassen sind. Sie folgen ihren Instinkten und sind an jegliche Witterungsverhältnisse angepasst. Schutz finden sie in den Waldbeständen. Allenfalls in strengen Wintermonaten wird Heu zugefüttert. Einzig die an diesen Lebensraum optimal angepassten Individuen können sich durchsetzen und ihre Gene weitergeben. Dank dieser natürlichen Selektion lebt hier eine gesunde und widerstandsfähige Pferdepopulation.




Seit 1907 findet jährlich am letzten Samstag im Mai der berühmte Wildpferdefang statt. Für den Erhalt einer gesunden Wildpferdeherde ist es notwendig, die ab einem Jahr geschlechtsreif werdenden Hengste aus der Herde herauszufangen. So werden u.a. Territorialkämpfe vermieden. Die einjährigen Hengste werden von Hand gefangen und in der Arena versteigert. Sie verlieren schnell die Scheu vor Menschen und gewöhnen sich gut an ihre neue Umgebung. Ihnen wird ein kluger, gutmütiger und genügsamer, vor allem aber gelassener Charakter nachgesagt. Daher sind sie als Reitpferde für Kinder und als Kutschpferde sehr beliebt.


Ihre Gelassenheit ist wirklich spürbar, wenn man sie auf der großen Weidefläche beobachtet. Wir sind begeistert und zutiefst berührt von der großen friedlich miteinander umgehenden Herde, machen viele Fotos und können uns gar nicht sattsehen. Ganz sicher war das nicht unser letzter Besuch.
Wir nehmen Abschied von den Pferden und radeln durch das Vogelschutzgebiet Heubachniederung, Lavesumer Bruch und Borkenberge, das bemerkenswert hohe Brutbestände an seltenen Vogelarten beheimatet. Die Ufer der Wasserflächen sind relativ hoch und dicht bewachsen, so dass man nicht viel sehen oder fotografieren kann. Aber es ist ja auch ein Schutzgebiet.
So fahren wir weiter über Sythen zum Halterner Stausee. Hier werden die Stever und der Halterner Mühlbach gestaut. Die Trinkwassertalsperre und besteht aus zwei Becken, dem Nord- und Südbecken. Lediglich das Nordbecken bietet Bade- und Wassersportmöglichkeiten.



Vorbei am NSG Westruper Heide gelangen wir nun zum nahegelegenen Hullerner Stausee. Hier ist ebenfalls die Stever gestaut.
Sowohl in Haltern als auch in Hullern suchen wir nach einem geeigneten Kaffee-Plätzchen, werden aber nicht fündig und beschließen stattdessen lieber bei unseren neugewonnenen Freundinnen in Bechtrup einzukehren. Vorbei am NSG Plümer Feld überqueren wir wieder Alte Fahrt und DEK und machen einen Schlenker zum Bauerngolf. Heute probieren wir die leckere Schokoladentorte.
Dann geht’s auf inzwischen bekanntem Weg zurück zu unserer Bleibe. Wir hatten wieder einen Top-Tag mit gut 80 km in den Beinen.
So., 17.08. – Zum Schiffshebewerk Henrichenburg
Heute ist unser letzter Tag und wir wollen es noch einmal wissen. Der Besuch des alten Schiffshebewerks in Henrichenburg bei Datteln steht auf dem Programm. Von Dortmund aus war Ingrid als Kind in den 1950er Jahren einmal dort. Ohne sich an Details erinnern zu können, weiß sie noch heute wie fasziniert sie damals war, die Schiffe ein- und ausfahren zu sehen.
Bereits auf unserer Rücktour von Holland 2023 hatten wir ja ursprünglich geplant, entlang der Ems und des Dortmund-Ems-Kanals zurück an den Rhein zu fahren und bei der Gelegenheit auch nach Henrichenburg. Aber das Wetter hatte uns ja damals einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Auf uns wartet heute eine Tour von insgesamt rund 70 km, die wir uns aber relativ einfach vorstellen, denn es geht im Grunde immer am Kanal entlang. Nach unserer Erfahrung Richtung Münster, erwarten wir eine gut asphaltierte Strecke, was sich allerdings bald als Irrtum herausstellt.
Hinterm Campingplatz geht es zunächst am kleinen Yachthafen vorbei und wieder an der Alten Fahrt entlang. Nachdem wir die Stever überquert haben, erreichen wir bald den DEK. Kurz hinter der „Dicken Mark“ fließen Alte Fahrt und DEK zusammen, und beim NSG Plümer Feld, schräg gegenüber von Lüdinghausen, müssen wir ein weiteres Stück des alten Kanals passieren. Von gut asphaltierter Strecke kann schon lange keine Rede mehr sein, eher Gravel und viel Staub. Es ist anstrengend und nervt durchaus ein bisschen.



Immer wieder einmal müssen wir auch die Kanalseite wechseln. Unweit von Olfen unterfließt die Stever den DEK. Das schauen wir uns näher an. Ein Stück weiter überqueren wir die Lippe, die ebenfalls unter dem Kanal durchgeführt wird, und kurz darauf sind wir am Kanalkreuz in Datteln, wo der Wesel-Datteln-Kanal auf den Dortmund-Ems-Kanal trifft.





Hier müssen wir dann auch erst einmal den Kanal verlassen und durch Datteln fahren. Zwar sind Radwege oder Radstreifen einigermaßen gut befahrbar, aber Datteln ist halt eine Industriestadt, und in dem Bereich, den wir durchfahren, sieht manches noch aus wie in den 1960er oder -70ern. Bis wir dann endlich unser Ziel erreichen, müssen wir ein bisschen suchen, aber schließlich stehen wir vor dem „alten Monstrum“.


Nach Lösen der Eintrittskarte können wir uns ausgiebig umschauen und das riesige Stahlgerüst erklimmen. In einer separaten Ausstellung ist ausführlich die Funktionsweise des Hebewerks erklärt.
Das Schiffshebewerk war seinerzeit das spektakulärste Bauwerk des Dortmund-Ems-Kanals und das erste seiner Art auf der ganzen Welt. Um den Dortmunder Hafen an das entstehende Westdeutsche Kanalnetz anzuschließen, war sein Bau Ende des 19. Jahrhunderts notwendig geworden, weil ein Höhenunterschied von 14 Metern überbrückt werden musste.






In Anwesenheit Kaiser Wilhelms II fand mit der Eröffnung des Kanals am 11. August 1899 auch die Inbetriebnahme des Hebewerks statt. Es hat zwei Weltkriege überdauert und wurde nach nahezu störungsfreiem Betrieb 1969 ausser Betrieb genommen und ist heute Industriedenkmal.







Die Baukosten beliefen sich zu Kaisers Zeiten auf rund 2,5 Mio. Mark. Nachdem es 1969 endgültig ausser Betrieb gesetzt wurde, verfiel das Hebewerk zunächst, denn die Rückbaukosten waren enorm. Dank einer Bürgerinitiative blieb es aber glücklicherweise als Industriemuseum der Nachwelt erhalten und ist heute gut besucht.



Dem Ort angemessen verzichten wir auf Kaffee & Kuchen und gönnen uns stattdessen an „Langer’s Gastrobus“ Currywurst mit Pommes und Mayo – das musste jetzt einfach sein.
Die unwegsame Strecke am Kanal wollen wir uns auf dem Rückweg nicht antun und biegen, nachdem wir Datteln überstanden haben, Richtung Olfen ab. Am Ortsbeginn überqueren wir Alte Fahrt und Lippe und am Ortsende „unsere“ Stever. Hinterm NSG Seppenrader Schweiz gelangen wir bei Lüdinghausen wieder an den DEK.
Immer wieder Stever, Alte Stever, Mühlenstever, Vischering Stever und Osten Stever passierend durchqueren wir Lüdinghausen und stehen irgendwann – wer hätte das gedacht? – vor unserem „Kaffeehäuschen“ am Bauerngolf-Platz. Unsere Räder finden den Weg offenbar schon ganz alleine. Und so kommen wir doch noch zu unserem täglichen Cappuccino und einem leckeren Stück Torte. Die beiden Damen freuen sich, uns noch einmal zu sehen, und wir führen wie immer ein schönes Gespräch. Fast sind wir schon Freunde geworden.
Unterwegs erwischt uns dann noch ein unvorhergesagter Regenschauer, und wir werden ordentlich nass. Das hätte nun nicht noch sein müssen! Und nicht nur wir, sondern auch unser Zelt ist patschnass – eigentlich wollten wir es morgen trocken einpacken.
18.08. – Heimreise
Zeltabbauen und Einpacken verläuft geübt Hand in Hand und die Autofahrt unproblematisch. Die Vegetation entlang der Autobahn läßt schon erste Anzeichen des bald kommenden Herbstes erkennen.
Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach Dortmund-Wellinghofen an das Grab von Ingrids Mutter, das möglicherweise im kommenden Jahr schon eingeebnet werden wird. Wir müssen ein bisschen suchen, denn wir waren seit Jahren nicht mehr dort. Die Vegetation auf dem Friedhof hat sich deutlich verändert. Die Natur kennt eben keinen Stillstand.
Unser Urlaub ist zu Ende. Trotz großer Hitze konnten wir gerade die letzte Woche sehr genießen und täglich eine schöne Radtour machen. Dennoch haben wir natürlich nur einen Bruchteil der 100 Schlösser gesehen, die das Münsterland zu bieten hat – ein guter Grund wiederzukommen. Das Münsterland ist einfach fantastisch zum Radfahren und bedarf für uns nicht einer so langen beschwerlichen Anreise. Somit freuen wir uns schon auf den nächsten Sommer.
Zu Hause wartet nun noch einiges an Arbeit auf uns: Alles muss gesäubert und verstaut werden. Das Zelt müssen wir noch einmal auspacken und ausbreiten, vielleicht sogar aufbauen, denn wir mussten es dank des letzten Regenschauers leider relativ nass einpacken. Aber das gehört dazu, und wie anfangs schon erwähnt: Campingurlaub ist wie ein kleiner Umzug.