Sonntagmorgen, das Wetter hat sich beruhigt, und es kann weitergehen. Frühstück beim Bäcker, bei dem wir uns bereits gestern versorgt hatten und der erfreulicherweise sieben Tage die Woche geöffnet hat, und dann auf Richtung Wesel.



Überwiegend führt uns unser Weg noch durch urbanes Gebiet und Industrieareale, aber auch vorbei an Rheindeichen mit weidenden Schafen und in Duisburg natürlich an der Ruhrmündung mit der weit sichtbaren Stele „Rheinorange“ auf der gegenüber liegenden Seite:
Rhein und Ruhr. Ohne das Zusammentreffen dieser beiden Flüsse wäre Duisburg damals, vor über tausend Jahren, vermutlich erst gar nicht entstanden. Dort, wo die Ruhr in den Rhein mündet. Noch wichtiger wurde der Standort dann zur Zeit der Industrialisierung des Ruhrgebiets. Sie machte den Duisburger Hafen zum größten Binnenhafen der Welt und das ist er noch heute. Kein Wunder also, dass dieser Ort für die Stadt von besonderer Bedeutung ist und so wurde hier 1992 die weithin sichtbare, 25 m hohe Skulptur “Rheinorange” aufgestellt. Heute ist die Stelle auch Endpunkt des beliebten Ruhrtal-Radweges.
Ursprünglich hatte ich die Idee gehabt, eine Hafenrundfahrt zu machen, aber da wir uns ohnehin auf der falschen Rheinseite befinden, verwerfen wir diesen Gedanken. Vielleicht gibt es ja ein nächsten Mal?

Hinter Moers führt unser Weg wieder mehr durch ländliches Terrain. Bei Wesel wechseln wir die Rheinseite, um nach fast 77 km unser Ziel, die Grav-Insel, zu erreichen. Ein riesiger Campingplatz erwartet uns, auf dem ich erst einmal Orientierungsschwierigkeiten habe, der aber nahezu perfekt ist – tolle Sanitäranlagen, Restaurant, sogar einen Supermarkt, bei dem wir uns am nächsten Morgen mit Frühstück versorgen.


Ein freundlicher Campingplatzmitarbeiter weist uns einen Platz auf einer Grünfläche zu und schaltet den Strom zum Aufladen unserer Räder frei. Hier befinden sich sogar rustikale Sitzgruppen mit Tischen und Bänken, was ich auf den meisten Plätzen vermisse.
Bald gesellt sich ein Holländer zu uns, der, wie sich später herausstellen wird, in Neuseeland lebt, seinen Bruder in Süddeutschland besucht hatte und nun mit dessen Fahrrad auf dem Weg nach Holland zu seinem anderen Bruder ist. Später kommt eine Familie aus Mailand an. Die Frau ist Engländerin. Und während wir beim Abendessen waren, traf noch ein junger Bikepacker mit absolutem Minizelt und Minimalgepäck ein.
Nach dem Abendessen hocken alle noch zusammen. Ich muss feststellen, dass mein Englisch inzwischen so katastrophal ist, dass ich kaum an der Unterhaltung teilnehmen kann und komme mir ein bisschen blöd vor. Daran werde ich nach unserer Rückkehr etwas ändern!
Der Himmel schenkt uns noch einen wundervollen Sonnenuntergang, und bald kriechen alle in ihre Zelte.
