Der Campingplatz Jagtvelt bietet einen Brötchenservice an, von dem wir gerne Gebrauch machen. So frühstücken wir nach einer ruhigen Nacht, noch vor Ort und bekommen tierischen Besuch: eine ganze Entenschar spaziert von Zelt zu Zelt. Sie sind offenbar daran gewöhnt, hier versorgt zu werden.


Gerne wären wir noch etwas geblieben, aber der Platz ist für die nächsten Tage tatsächlich ausgebucht, und es gab wirklich nur für diese eine Nacht eine Vakanz. So packen wir also unseren Kram zusammen und machen uns auf den Weg, fahren aber für ein Foto noch einmal die paar Kilometer zurück an die Landesspitze, die wir gestern ausgelassen hatten – so viel Zeit muss sein!



An Den Haag vorbei radeln wir auf dem Küstenradweg durch die wunderschöne Dünenlandschaft gen Norden. Die bekannten Badeorte haben sich sehr verändert. Das einst mondäne Scheveningen gleicht einer Bettenburg, und das altehrwürdige Kurhaus ist von uns aus nur durch eine Schneise zwischen großen Hotels oder Wohnanlagen zu sehen. Ein bisschen erschrocken bin ich schon, aber natürlich hat auch in Holland der Tourismus seit den 1960/70er Jahren enorm zugenommen, und irgendwo müssen all die Menschen ja hin.

Wir halten gar nicht an, und auch dem Verkehrsrummel in Katwijk entfliehen wir schnell. So gelangen wir bald nach Noordwijk, dem Urlaubsort meiner Kindheit. Auch Noordwijk hat sich enorm verändert. Den Koningin Wilhelmina Boulevard gibt es noch und zu meiner Freude auch den weißen Leuchtturm, der natürlich für ein Foto herhalten muss. Einige der alten Hotels am Boulevard machen einen recht morbiden Eindruck, andere Lokalitäten sind neueren Bauten gewichen. Das Huis ter Duin, in dem einst Prominenzen wie die persiche Prinzessin Soraya abstiegen und das exponiert mitten in den Dünen lag, ist nach wie vor Luxushotel mit großem Park und liegt heute am Koningin Astrid Boulevard.

Doch wir halten uns auch in Noordwijk nicht lange auf, um so früh wie möglich am angesteuerten Campingplatz zu sein und hoffentlich einen freien Platz zu ergattern. Als wir ankommen, ist die Rezeption nicht besetzt, es ist noch Mittagspause. Wir warten also. Nach kurzer Zeit öffnet eine freundliche Dame die Tür und fragt uns, ob wir reserviert hätten. Als wir verneinen, muss sie uns leider mitteilen, dass der Platz ausgebucht sei. Unsere Enttäuschung ist groß, hatten wir doch irgendwie damit gerechnet, dass uns das Glück weiterhin hold ist.
Die Fahrt durch die Dünen war phantastisch, aber durchaus auch anstrengend – das Gelände war wellig, der Wind kam von vorne oder von der Seite, und es war ziemlich heiß. Zwar hätte es in der Umgebung noch Alternativen gegeben, aber wir haben schon über 50 km in den Beinen. Über booking.com finden wir ca. 15 km weiter im Landesinneren, in Nieuw-Vennep, ein Hotel mit freiem Zimmer. Da dies ohnehin nahezu auf unserer Route liegt, beschließen wir, die kommende Nacht in einem richtigen Bett zu verbringen.
Das Hotel „De Rustende Jager“ ist kein Luxushotel, aber das Personal ist freundlich, wir können unsere Räder samt Gepäck in einem abschließbaren Schuppen unterstellen und aufladen, das Zimmer ist o.k., und es gibt ein Restaurant. Einziger Wermutstropfen: es liegt genau in der Einflugschneise des Amsterdamer Flughafens Schiphol, und im Minutentakt kommen die Flieger rein. Aber das kennen wir ja schon aus Düsseldorf, und auch hier gibt es sicher ein Nachtflugverbot.