Auf nach Silute

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Mittwoch, 02.08.2017

Drei Tage Klaipeda sind vorüber. Heute verlassen wir die Stadt in Richtung Silute, ehemals Heydekrug. Der aufregendste Teil der Reise beginnt, denn wir fahren in Opas Heimat.

Mit ungefähr 70 km ist es wohl auch der anstrengendste Teil, und wir haben keine Ahnung von der Wegbeschaffenheit. Hätten wir gewußt, was uns erwartet…

Zuerst durch Klaipeda‘s Innenstadtgewirr, dann durch endlose Plattensiedlungen der Sowjetzeit, fast 16 km auf einem nicht wirklich gut geteerten und nicht immer gut beschilderten Radweg bis zum Ortsausgangsschild. Dann Felder, Feldwege, Kies, Waschbrettpiste, Schlammlöcher und Riesenpfützen über die gesamte Wegbreite, so dass man hindurchfahren muss, ob man will oder nicht. Eine echte Herausforderung, denn sobald man den Fuss vom Pedal näme, steckte man im Schlamm. Die Räder und auch der Hänger sehen am Ende erbärmlich aus, aber zum Glück bleiben wir trocken.

Im Prinzip folgen wir in gewissem Abstand dem Lauf der Minija (früher: Minge), die beim Dorf Minija in die Atmata, einem der großen Mündungsarme der Memel, fließt. Die Landschaft ist wunderschön – kleine Höfe, kleine Dörfer, hier und da ein Storchennest mit Jungen. In Priekule (früher: Prökuls) haben wir das Schlimmste überstanden und machen Rast. Es ist bereits Mittag, und Robert bekommt eine so große Nudelportion, dass selbst er kapitulieren muss.

Gut genährt geht’s weiter durch eine Anzahl kleinerer Ortschaften. Dann überqueren wir den König-Wilhelm-Kanal (litauisch: Vilhelmon kanalas). Er diente dazu, die Memel mit der Hafenstadt Memel/Klaipeda zu verbinden, denn die Fahrt über das Kurische Haff war oft gefährlich.

In Kintai halten wir noch eimal bei einer Bäckerei und organisieren uns leckere Stückchen. Allmählich wird die Landschaft wasserreich – Flüsschen, Seen, immer wieder mal eine Brücke.

Und dann endlich Silute!

Auch hier viel Plattenbau, Garagenhöfe, Häuser wie in der Nachkriegszeit. Das Gästehaus „Liepa„/“Linde“ hatten wir bereits per „booking.com“ gebucht. Es handelt sich um die Villa des ehemaligen Bürgermeisters von Heydekrug, Martin Redweik, der sie 1936 erbauen ließ. Das Haus wurde 2015 unter Beibehaltung des historischen Charakters grundsaniert. Knallblau gestrichen, liegt es mit seinem verwunschenen Garten in einer ruhigen Straße (der Lindenstraße) mit altem Baumbestand und umgeben von früher sicher einmal eindrucksvollen Villen.

Nachdem wir uns einigermaßen eingerichtet haben, machen wir uns zu Fuß auf den Weg, um ein Restaurant zu suchen. Wir laufen die Hauptstraße entlang und können schon einen ersten Eindruck der Stadt erhaschen. Vieles erinnerte noch an das alte Heydekrug – deutsche Inschriften an Häusern, die noch aus ostpreußischer Zeit stammen, ein Denkmal des Heydekruger Dichters Hermann Sundermann. Wir finden eine Pizzeria.